Wir sind traurig und wir sind bestürzt über diese schreckliche Tat, bei der neun Menschen ihr Leben lassen mussten. In Gedanken sind wir bei den Familien, bei den Angehörigen, bei den Mitschüler:innen und Freund:innen der Opfer.
Wir müssen alles tun, damit das nicht wieder geschieht.
Tipps für Lehrpersonen: offene Kommunikation im Umgang mit belastenden Nachrichten – ein sicherer Rahmen für unsere Schüler:innen
Aktuelle Nachrichten – wie in Graz– erreichen auch unsere Schüler:innen. Gerade ältere Kinder und Jugendliche sind medial oft besser informiert, als man vermutet. Daher ist es wichtig, im Unterricht Raum für Gespräche zu schaffen, sofern das Thema bereits bei den Schüler:innen präsent ist.
Wenn das Thema nicht bekannt ist, gilt jedoch Zurückhaltung: Es ist nicht ratsam, eine Klasse ohne Anlass auf belastende Nachrichten aufmerksam zu machen – das kann Unsicherheiten hervorrufen, wo zuvor keine waren.
Wurde das Geschehen hingegen bereits selbstständig wahrgenommen, empfiehlt es sich, gemeinsam eine altersgerechte Einordnung vorzunehmen. Grundlage hierfür ist eine gründliche Vorbereitung durch die Lehrkraft – idealerweise mit Informationen aus seriösen Quellen, etwa den Internetseiten der Landespolizei oder aus regionalen Nachrichtenportalen.
Sicherheitsmaßnahmen besprechen – ohne Angst zu machen
Im Anschluss an die thematische Aufarbeitung kann es hilfreich sein, auf die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen der Schule hinzuweisen. Das schafft Vertrauen und vermittelt den Schüler:innen, dass ihre Sicherheit ernst genommen wird.
Zu den häufigsten Verhaltensregeln bei einem Ernstfall gehören:
- Türen von innen verschließen und nach Möglichkeit verbarrikadieren
- Mobiltelefone ausschalten, um Netzüberlastungen zu vermeiden
- Schutz suchen im nächstgelegenen Raum oder – wenn möglich – das Gebäude zügig verlassen
- Wer sich auf der Toilette befindet: Tür verschließen, Füße hochziehen, leise verhalten
Da jede Schule individuelle Notfallpläne hat, ist es wichtig, dass diese regelmäßig mit den Schüler:innen besprochen und altersgerecht vermittelt werden.
Wachsamkeit mit Gelassenheit verbinden
Nach Amokalarmsituationen – auch wenn es sich um einen Fehlalarm handelt – stellen sich viele Schüler:innen die Frage: „Kann so etwas auch bei uns passieren?“ Pauschale Aussagen wie „Bei uns passiert so etwas nicht“ helfen hier nicht weiter.
Ehrlicher und wirksamer ist es, auf die sehr geringe Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorfalls hinzuweisen, gleichzeitig aber deutlich zu machen, dass man vorbereitet ist. Auch Lehrkräfte dürfen und sollen ihre eigenen Gefühle benennen.
„Ich verstehe, dass ihr euch sorgt. Mir geht es da ähnlich. Trotzdem braucht ihr keine Angst zu haben. Ein Amoklauf ist sehr unwahrscheinlich – und wir wissen, wie wir uns im Ernstfall verhalten sollten.“
Vorbereiten – nicht verängstigen
Viele Schulen überlegen, wie sie im Ernstfall besser vorbereitet sein können. Eine unangekündigte Amokübung – ähnlich einer Brandschutzübung – kann jedoch mehr Schaden als Nutzen verursachen. Fachleute raten davon ab, da sie bei Schüler:innen zu erheblichen Ängsten, Schlafproblemen und Konzentrationsstörungen führen kann.
Stattdessen empfehlen wir, den schulinternen Sicherheitsplan regelmäßig im Unterricht zu thematisieren – gemeinsam und in ruhigem Rahmen.
Schüler:innen aktiv einbinden
Die Auseinandersetzung mit diesem sensiblen Thema sollte nicht im Frontalunterricht erfolgen. Vielmehr geht es darum, den Schüler:innen Raum für Fragen, Gedanken und Gefühle zu geben. Nur so kann echte Sicherheit entstehen.
Auch Prävention spielt eine Rolle: Schüler:innen sollten wissen, dass sie sich jederzeit an eine Lehrkraft wenden können, wenn ihnen auffälliges Verhalten auffällt. Ein offenes Gesprächsklima kann helfen, mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen – im Schulterschluss mit Eltern, Schulsozialarbeit und Schulleitung.
Fazit: Ehrlich, ruhig und gemeinsam
Der richtige Umgang mit schwierigen Themen wie Gewalt an Schulen erfordert Fingerspitzengefühl – aber auch Offenheit und Klarheit.
Deshalb gilt:
- Redet ehrlich mit euren Klassen
- Informiert euch über das Sicherheitskonzept eurer Schule
- Bezieht die Eltern ein
- Und vor allem: Bleibt ruhig und zugewandt
Denn echte Sicherheit beginnt mit Vertrauen.